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Ausländische Pflegekräfte in Privathaushalten

, and . Abschlussbericht, Oswald von Nell-Breuning-Institut, Frankfurt am Main, (November 2012)

Abstract

Im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung hat das Nell-Breuning-Institut in vier ausgewählten Haushalten von Pflegebedürftigen in der Rhein-Main-Region jeweils die zuständigen Angehörigen, die Pflegekraft und – sofern möglich – die Pflegebedürftige befragt. Gegenstand der Untersuchung war das komplexe Bündel von Motiven für das irreguläre Beschäftigungsverhältnis, Interaktionsketten und institutionellen Arrangements. Der Abschlussbericht zu diesem Forschungsprojekt, das Uwe Schacher durchgeführt und Bernhard Emunds geleitet hat, steht nun zum Download bereit. Der Bedarf der Privathaushalte an bezahlten pflegerischen Dienstleistungen und damit an Fachkräften in der Pflege ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen und wird in den kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen. Seit einigen Jahren werden in den deutschen Haushalten zunehmend ausländische, vor allem osteuropäische Pflegekräfte beschäftigt, die als Pendelmigrantinnen leben und eine 24-Stundenpflege in einem Live-In-Arrangement anbieten. In dem Forschungsprojekt kam ein integrativer Methodenmix zur Anwendung. Einerseits werden das Beschäftigungsverhältnis und seine vertraglihe Ausgestaltung untersucht. Hier geht es um die Arbeits(vertrags)bedingungen, die Motive der Beteiligten, dieses Beschäftigungsverhältnis einzugehen, ihre Wahrnehmung der Irregularität sowie die Auswirkungen des Live-In-Arrangements auf das Arbeitsverhältnis. Zum anderen werden die zwischenmenschlichen Beziehungen, in die die Pflegearbeit eingebettet ist, in den Blick genommen. Hier wird nach der menschlichen Gestaltung des Pflegeprozesses, der Zufriedenheit der Beteiligten und nach ihrer Fähigkeit, die anderen als eigenständige Personen wahrzunehmen und sich in sie hinein zu versetzen, gefragt. Das ambulante Pflegesetting entspricht dem Wunsch der Pflegebedürftigen und reguläre Pflegearbeit ist aus Sicht der Beteiligten nicht finanzierbar. Keiner Pflegekraft wird in jeder Woche eine Ruhezeit von mindestens 24 Stunden eingeräumt. Die Beteiligten sehen in der irregulären Pflege zumeist eine Win-Win-Situation und nehmen die Irregularität nicht als Problem wahr. Zugleich zeigt sich jedoch, dass die hohe Prekarität die Arbeitnehmerinnen zu einer beinahe vollständigen Ergebenheit gegenüber den Arbeitgebern zwingt. Die fast vollständige Okkupation des Alltags in den Phasen der Pflege bedingt bei den Erwerbstätigen häufig das Gefühl, nur in den anderen Phasen, außerhalb des Pflegesettings, wirklich zu leben.

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