Techreport,

Zertifizierung und Nachweis von IT-Kompetenzen

, , and .
(2004)

Abstract

Personenzertifikate erheben den Anspruch, einen verlässlichen Nachweis über indi- viduelle Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen zu bieten. Beispielhaft für den Bereich der basalen IT-Kompetenzen wurde im Rahmen einer komplexen multiper- spektivischen und multimethodalen Studie untersucht, welchen Nutzen und welche Bedeutung Zertifikate für deren Inhaber und potenzielle Adressaten (insbesondere Arbeitgeber) gegenwärtig besitzen und zukünftig besitzen könnten. Ein auf Internet- und Literaturrecherchen basierender Überblick ergab, dass in Deutschland nur drei relativ ähnliche Zertifikate zu basalen IT-Kenntnissen (ECDL; XPert Computerpass und MOS) eine nennenswerte Verbreitung besitzen. Dass aber auch völlig andere Nachweismethoden die Grundlage einer Zertifizierung bilden können, wurde am Beispiel der britischen „Key Skills Information Technology“ aufgezeigt. In einer empirischen Teilstudie wurde die Entwicklung der Nachfrage nach IT- Kenntnissen und -Zertifikaten zwischen 2000 und 2003 anhand von Stellenangebo- ten aus drei deutschen Tageszeitungen analysiert. In der anschließenden qualitativen Interview-Teilstudie wurden Teilnehmer/-innen an Zertifikatsprüfungen sowie Personalverantwortliche als potenzielle Adressaten von Zertifikaten befragt. Dabei konnte festgestellt werden, dass die meisten Perso- nalverantwortlichen Zertifikaten im Rahmen der Personalauswahl nur eine außeror- dentlich geringe Bedeutung zumessen. Der Nutzen von Zertifikaten in Bezug auf den Nachweis von IT-Kenntnissen wurde aus eine Vielzahl von Gründen in Frage gestellt. Mittels einer quasiexperimentellen Studie wurde der Frage nachgegangen, welche Rolle kleinteilige Fertigkeiten bei der Bedienung einer Textverarbeitungssoftware (wie sie z. B. im ECDL-Word-Modul erfasst werden) in Bezug auf die Bewältigung komplexer, unstrukturierter und neuartiger IT-Anforderungen besitzen. Dabei konn- te festgestellt werden, dass Fertigkeiten eine außerordentlich große Bedeutung bei der Bewältigung von praxisnahen, komplexen Aufgaben besitzen, während ein Ein- fluss von Motivation und anderen dispositionellen Handlungsbereitschaften nicht nachgewiesen werden konnte. Fertigkeitstests erwiesen sich als weitaus valider als authentische Erfassungsinstrumente (Portfolio und ganzheitliche Aufgabe) im Hin- blick auf den Nachweis von IT-Kompetenzen. Ausgehend von den Ergebnissen der Teilstudien wurde ein idealtypisches Modell entwickelt, das aufzeigt, wie durch eine veränderte Organisation des Zertifizierungs- prozesses eine verbesserte Kontrolle potenzieller Vefälschungstendenzen bei Zerti- fikatsprüfungen erreicht werden kann.

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  • @ch.gutknecht

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