Incollection,

Dynamik von Armut

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Handbuch Armut und Soziale Ausgrenzung, VS Verlag für Sozialwissenschaften, (2012)

Abstract

Seit den 1990er Jahren hat sich in Europa eine „dynamische“ Armutsforschung entwickelt, die Einkommensarmut, Sozialhilfebezug und Deprivation im Längsschnitt untersucht (Verlaufsanalysen anhand von Mikrodaten). Die dynamische Forschung zeigt, dass Armutslagen beweglicher sind als in öffentlichen und wissenschaftlichen Debatten lange (und teilweise noch heute) angenommen. Die dynamische Sicht hat die Messung von Armut, die Analyse von Armut, Armutsbilder und Armutspolitik verändert. Wesentliche Ergebnisse sind, dass Armut häufig nur von kurzer Dauer ist, dass die Armen grundsätzlich handlungsfähig sind (coping) und dass Armutslagen oft mit Ereignissen im Lebensverlauf verknüpft sind („Verzeitlichung“ und „Individualisierung“ von Armut). Zugleich wird eine „soziale Entgrenzung“ von Armut festgestellt, d.h. Armut reicht als vorübergehende Erfahrung und als Abstiegsdrohung über herkömmliche Randschichten hinaus. Anfangs wurde die dynamische Armutsforschung kontrovers diskutiert. Heute sind Verlaufsanalysen von Armut wissenschaftlicher Alltag. In politischen Debatten ist eine nach Dauer und Verlauf von Armut differenzierende Sicht jedoch weiterhin selten.

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