@immaterialgut

Journalismus in Deutschland 2005. Zentrale Befunde der aktuellen Repräsentativbefragung deutscher Journalisten

. Media Perspektiven, (2006)

Beschreibung

Im Rahmen der Studie „Journalismus in Deutschland“ von Weischenberg wurden Mitte der 90er Jahre mit der Studie „Journalismus in Deutschland“ erstmals repräsentative Daten erhoben. Befragt wurden rund 1500 Journalisten verschiedener Ressorts. Einflussfaktoren für Aussagenentstehung wurden in einen systemischen und systematischen Kontext gestellt. Das Ergebnis: Im Vergleich zu Lokal-, Sport- und WirtschaftsjournalistInnen Politik-Redakteure PR- Informationsquellen kritischer gegenüber (vgl. WEISCHENBERG 1997, S. 7). Im Jahr 2005, zwölf Jahre nach der ersten Erhebung, führte die Forschergruppe um Siegfried Weischenberg eine zweite repräsentative Journalistenbefragung durch. Die Zahl der hauptberuflichen Journalisten war um mehr als 10 Prozent zurückgegangen, trotz hinzugekommener Arbeitsplätze u.a. bei Online-Medien Dafür war ein Anstieg freier, nicht hauptberuflicher Journalisten zu vermerken, die ihren eigentlichen Lebensunterhalt in den Bereichen PR oder Werbung verdienen (müssen). Bei Wissenschaftlern bürgerte sich für dieses Phänomen die sogenannte ‚partielle Deprofessionalisierung’ ein. Trotz fortschreitender Medienkommerzialisierung der Medien, knapperer Personalressourcen, größerem Zeitdruck und verschärfter Konkurrenz würden sich die Journalisten heute stärker dem klassischen Informationsjournalismus verpflichtet fühlen. Im Vergleich zu den Befunden der Erststudie von 1993 konstatiert die Studie von 2005 zunehmende Konzentration auf spezielle Themen und medienspezifische Differenzierungen. Strukturelle Veränderungen des Journalismus seien zu erkennen an der Zahl der Medienbetriebe am journalistischen Arbeitsmarkt sowie an den alltäglichen Tätigkeiten der Journalisten.„Der Anteil der freien Journalistinnen und Journalisten hat sich indes im Vergleich zur Erststudie von 1993 deutlich verringert…während die Zahl der fest angestellten Redakteure mit rund 36 000 im Zeitvergleich stabil geblieben ist, gibt es heute wesentlich weniger hauptberufliche Freie: Mit rund 12 000 stellen sie nur noch ein Viertel der Journalisten in Deutschland…die neuen Festanstellungen gleichen die Entlassungen aus, die in allen anderen Mediensparten tatsächlich messbar sind….Zweitens und vor allem ist die reduzierte Zahl der freien Journalisten aber darauf zurückzuführen, dass heute weniger Freie das Kriterium der Hauptberuflichkeit im Journalismus erfüllen. Das heißt: Es gibt weniger Menschen, die mindestens die Hälfte ihres Einkommens durch journalistische Arbeit bestreiten oder mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit für journalistische Medien tätig sind….Der Grund liegt auf der Hand: Im Journalismus wird gespart. Möglichst viele Arbeiten müssen vom fest angestellten Personal erledigt werden und die Arbeit der Freien wird oft äußerst knapp bezahlt. Heute sind vor allem dort weniger hauptberufliche Freie als 1993 beschäftigt, wo insgesamt am meisten Personal gespart wird, nämlich bei Zeitungen, Anzeigenblättern und Nachrichtenagenturen“ (WEISCHENBERG/MALIK/SCHOLL 2006b, S. 350). „Fast die Hälfte der Journalisten (43,1 %) verdient weniger als 2 000 Euro netto im Monat; eine kleine Minderheit (1,8 %) erhält monatlich mehr als 5 000 Euro netto…Dabei rekrutieren sich die unteren Einkommensgruppen erwartungsgemäß vor allem aus Volontären, Redakteuren mit wenigen Berufsjahren sowie freien Journalisten…Zwar sind die Freien etwas stärker in den unteren Einkommensgruppen vertreten: Ein knappes Drittel von ihnen (31,0 %) verdient monatlich weniger als 1 500 Euro. In den oberen Einkommensklassen mit einem Einkommen über 5 000 Euro sind aber beide Gruppen recht gleichmäßig mit 6 bzw. 8 Prozent vertreten“ (WEISCHENBERG/MALIK/SCHOLL 2006b, S. 352). „Zwar schätzen drei Viertel der Befragten (74,7%) die Möglichkeit, sich ihre Arbeit einzuteilen, aber nur knapp die Hälfte (47,6 %) fühlt sich wohl mit der täglichen Belastung. Ebenfalls nur die Hälfte der Journalistinnen und Journalisten (48,4 %) ist mit der für Recherchetätigkeiten zur Verfügung stehenden Zeit zufrieden, was angesichts des tatsächlichen Zeitpensums von weniger als zwei Stunden plausibel ist“ (WEISCHENBERG/MALIK/SCHOLL 2006b, S. 355).

Links und Ressourcen

Tags