Book,

Archaische Illusionen. Die Vernutzung von Wissenschaft durch das Fernsehen am Beispiel der SWR-Produktion »Steinzeit. Das Experiment«

.
Forschungsbeiträge aus der Objektiven Hermeneutik, Band 12 (2016)

Abstract

Der Frage nach den Weisen der Darstellung und Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte durch das Medium Fernsehen geht die vorliegende Untersuchung am Modell des »Steinzeitexperimentes« des SWR nach. In diesem unter »Living Science« firmierenden Experiment lebten 13 Probanden zwei Monate lang an einem Weiher in der Nähe des Bodensees in den simulierten Lebensbedingungen des Spätneolithikums. Anspruch der vierteiligen Fernsehreihe war die Dokumentation der Geschehnisse in dem hierzu rekonstruierten Weiler sowie einer Überquerung der Alpen durch zwei Probanden. Zum Ziel des Experimentes wurde es erklärt, einen Beitrag zum wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt leisten zu wollen, indem das archäologische Wissen einem »Praxistest« unterzogen werden sollte.Im Mittelpunkt der Studie stehen detaillierte Sequenzanalysen ausgewählter Passagen der Sendungen, die zeigen, dass sich die Absichten der Verantwortlichen an den Eigengesetzlichkeiten des Mediums Fernsehen brechen, an seinem spezifischen Dispositiv, dessen Gestaltungsmaximen einer sachhaltigen Informationsübermittlung entgegenstehen. Ein weiterer Schwerpunkt gilt der journalistischen Berichterstattung über das Experiment, die, bei aller inhaltlichen Kritik an diesem, strukturell denselben kulturindustriellen Schemata folgt und der das für die Gestalt des Gesendeten maßgebliche Dispositiv des Fernsehens ein blinder Fleck bleibt. Matthias Jung (geb. 1968) ist Soziologe und Privatdozent am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Aus dem Inhalt1. Einleitung 72. Mediensoziologische Rahmung der Analyse 152.1 Begriffsklärung »Fernsehkommunikation« 15 2.2 Begriffsklärung »Dispositiv des Fernsehens« 172.3 Begriffsklärung »filmische Dokumentation« 553. Sequenzanalysen ausgewählter Passagen des Sendungstranskriptes 693.1 Vorüberlegungen 693.2 Anmerkungen zu der Transkription 763.3 Sequenzanalyse des Anfangs der ersten Folge 783.4 Der »Machtkampf« zwischen Olliver und Martin 1223.5 Die Schlusssequenz der letzten Folge 1614. Hintergründe, Einschätzungen, Kritik 1: Das »Steinzeitexperiment« aus der Sicht von Beteiligten 1734.1 Die Beurteilung des Experimentes durch einen beteiligten Wissenschaftler 1734.2 Ein Fazit aus Probandensicht 2124.3 Das Begleitbuch zu der Fernsehreihe 2185. Hintergründe, Einschätzungen, Kritik 2: Das »Steinzeitexperiment« in der journalistischen Berichterstattung 2615.1 Leerlaufende Dauerironisierung: »Spiegel« (Martin Wolf) und »Spiegel online« (Christian Buß) 2625.2 Anwalt des empörten Gebührenzahlers: »Bild-Zeitung« (Christoph Wüllner) 2995.3 Argumentlose Sympathie: »Süddeutsche Zeitung« (Claudia Tieschky) 3095.4 Das »Steinzeitexperiment« als Rollenspielersatz: »Frankfurter Allgemeine Zeitung« (Heike Hupertz) 3245.5 Zusammenfassung der Analysen der journalistischen Kommentare 3366. »Die wussten genau, was sie tun, und wir wissen des halt net.« Zusammenfassung und Fazit 339Literatur 351Danksagung 375

Tags

Users

  • @agoh

Comments and Reviews