'Ob ich nun über das Grab meiner Eltern ihnen böse sein soll, weil sie 1950 mit mir von Berlin-Wedding nach Berlin-Pankow gezogen sind?' – Über den Fall einer ehemaligen, systemtreuen DDR-Lehrerin
M. Franzmann. Biographische Erfahrungen im Sozialismus. Analysen des Lebens im ‚so anderen Land‘ der DDR, volume 1 of Studien zur rekonstruktiven Sozialforschung 1, Barbara Budrich, Leverkusen, (2018)
Abstract
Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht der Fall einer ehemaligen DDR-
Lehrerin, die sich mit dem Gesellschaftsprojekt der DDR identifizierte und
vor diesem Hintergrund den „real existierenden Sozialismus“ engagiert
mittrug. Als Kind kommunistisch-antifaschistischer Eltern, die die DDR mit
aufgebaut haben, wurde ihr die Systemnähe mehr oder weniger in die Wiege
gelegt, was ihr auch in der Folge ein hohes Maß an gesellschaftlicher
Privilegiertheit verschaffte, zumal sie die Tradition ihres Elternhauses
bruchlos mit ausgeprägtem gesellschaftlichen Engagement und SED-
Mitgliedschaft fortsetzte. Der Fall repräsentiert in der Fallreihe dieses Bandes
nicht allein jenen weiteren Kreis von Personen, die als mittlere
Funktionsträger die DDR in der Breite mittrugen und somit zum Rückgrat
der DDR gehörten, sondern vor allem den engeren Personenkreis, der dies
auch aus voller Überzeugung und weniger aus Karrierismus oder anderen
eigennützigen Motiven tat. Der Fall gewährt im Rückblick indirekt einen
exemplarischen Einblick in die Subjektivität jener Personen, deren
Gesinnung den extrinsischen Repressionsapparat der DDR durch eine
intrinsische Ressource der Gefolgschaftsbildung ergänzte, vor allem aber in
deren heutige Subjektivität, die nicht zuletzt durch die Auseinandersetzung
mit dem erlittenen Untergang der DDR geprägt ist.
%0 Book Section
%1 franzmann2016meiner
%A Franzmann, Manuel
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%C Leverkusen
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%E Garz, Detlev
%E Nagel, Ulrike
%E Wildhagen, Anja
%I Barbara Budrich
%K Biografieanalyse DDR Geschichte Lehrer Ostdeutschland Pädagogik kulturnation methodenvergleich myown sonderweg studygroup Biografieforschung Publikationen
%P 207-242
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%X Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht der Fall einer ehemaligen DDR-
Lehrerin, die sich mit dem Gesellschaftsprojekt der DDR identifizierte und
vor diesem Hintergrund den „real existierenden Sozialismus“ engagiert
mittrug. Als Kind kommunistisch-antifaschistischer Eltern, die die DDR mit
aufgebaut haben, wurde ihr die Systemnähe mehr oder weniger in die Wiege
gelegt, was ihr auch in der Folge ein hohes Maß an gesellschaftlicher
Privilegiertheit verschaffte, zumal sie die Tradition ihres Elternhauses
bruchlos mit ausgeprägtem gesellschaftlichen Engagement und SED-
Mitgliedschaft fortsetzte. Der Fall repräsentiert in der Fallreihe dieses Bandes
nicht allein jenen weiteren Kreis von Personen, die als mittlere
Funktionsträger die DDR in der Breite mittrugen und somit zum Rückgrat
der DDR gehörten, sondern vor allem den engeren Personenkreis, der dies
auch aus voller Überzeugung und weniger aus Karrierismus oder anderen
eigennützigen Motiven tat. Der Fall gewährt im Rückblick indirekt einen
exemplarischen Einblick in die Subjektivität jener Personen, deren
Gesinnung den extrinsischen Repressionsapparat der DDR durch eine
intrinsische Ressource der Gefolgschaftsbildung ergänzte, vor allem aber in
deren heutige Subjektivität, die nicht zuletzt durch die Auseinandersetzung
mit dem erlittenen Untergang der DDR geprägt ist.
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bruchlos mit ausgeprägtem gesellschaftlichen Engagement und SED-
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