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Interessenhandeln jenseits der Norm: Ein deutsch-französischer Vergleich betrieblicher Interessenvertretung in peripheren und prekären Wirtschaftssegmenten

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Industrielle Beziehungen, 17 (4): 317-344 (2010)

Abstract

Institutionalistische Ansätze des Vergleichs gehen meist von national einheitlichen Modellen industrieller Beziehungen aus. Der vorliegende Beitrag kritisiert diese Annahme. Im Rahmen eines interessen- sowie repräsentationstheoretischen Ansatzes untersucht er Wirtschaftssegmente ‚jenseits der Norm’. Die empirische Studie in 29 deutschen und französischen Betrieben ergibt, dass in peripheren Mittelbetrieben mit ihrer oft stark informell geprägten sowie individualisierten Verhandlungskultur sowohl in Deutschland wie in Frankreich formale Institutionen betrieblicher Interessenvertretung häufig wenig Relevanz besitzen. Auch im prekären Dienstleistungsbereich weichen die Standards betrieblicher Demokratie häufig negativ von den gesetzlichen Vorgaben ab; die länderspezifischen gesetzlichen und kulturellen Verhältnisse machen hier jedoch einen Unterschied. Der deutsch-französische Vergleich betrieblichen Interessenhandelns ‚jenseits der Norm‘ verdeutlicht damit, dass national einheitliche, gesetzliche Regelungen segmentspezifisch in sehr unterschiedlicher Weise umgesetzt werden. Die Vorstellung einheitlicher nationaler Institutionenmodelle sollte daher systematisch durch eine Perspektive der Segmentierung industrieller Beziehungen ergänzt, wenn nicht sogar ersetzt werden.

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