@lepsky

Arbeit am neuen Weltalter : 250 Jahre Hegel ; Herr und Knecht in der »Phänomenologie des Geistes«

. junge Welt, (August 2020)ISSN: 041-9373.

Abstract

Sätze wie Hiebe in die Magengrube. »Alles Fixe hat in ihm gebebt«; »es hat die Furcht des Todes, des absoluten Herrn, empfunden«. Wer schreibt da so? Warum? Und: Wer ist »es«? Das Beben und die Todesfurcht erfährt ein individuelles Bewusstsein auf einer langen konfliktreichen Reise, auf die es der verantwortliche Philosoph in seiner »Phänomenologie des Geistes« geschickt hat. Die Etappe, an der dieser »Kampf auf Leben und Tod« ausgefochten wird, heißt in dem nämlichen Buch: »Selbständigkeit und Unselbständigkeit des Selbstbewusstseins; Herrschaft und Knechtschaft«.¹ Die Stelle – das Herr-Knecht-Kapitel in der »Phänomenologie des Geistes« – erlebte wie kaum ein anderer Passus einer philosophischen Schrift die mannigfachsten und einander zumeist schroff widersprechenden Interpretationen. Nicht ohne Grund und auch nicht unbedingt überraschend: Der Gegenstand, den Georg Wilhelm Friedrich Hegel dort behandelt, lädt nachgerade dazu ein, die Agora der unaufgeregten und gediegenen Diskussion zu verlassen, um das Kampffeld der weltanschaulichen Konfrontation zu betreten. Was immer sonst zur Hegelschen Dialektik des Figurenpaars Herr und Knecht zu sagen wäre, Historisches und Gesellschaftliches sind darin aufgehoben und reflektiert; die Angelegenheit gerät, so sehr sie auch Teil einer strengen und schwer zugänglichen philosophischen Darstellung ist, politisch.

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