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Spionage gegen Deutschland - Aktuelle Entwicklungen ­

. Bundesamt für Verfassungsschutz Merianstraße 100 50765 Köln, (November 2008)

Abstract

"Spionage gegen Deutschland - Aktuelle Entwicklungen" Die Bundesrepublik Deutschland ist für die Nachrichtendienste einer Reihe von Staaten ein bedeutendes Aufklärungsziel, wegen ihrer geopolitischen Lage, ihrer wichtigen Rolle in EU und NATO und nicht zuletzt als Standort zahlreicher Unternehmen der Spitzentechnologie mit Weltmarktführung. Hauptträger der Spionageaktivitäten sind derzeit die Russische Föderation und die Volksrepublik China. Darüber hinaus sind auch Nachrichtendienste aus Ländern des Nahen und Mittleren Ostens sowie Nordafrikas zu nennen. Die Nachrichtendienste dieser Staaten sind in unterschiedlicher Personalstärke an den amtlichen bzw. halbamtlichen Vertretungen ihrer Staaten in Deutschland präsent und unterhalten so genannte Legalresidenturen. Die dort abgetarnt als "Diplomaten" oder "Journalisten" arbeitenden Nachrichtendienstmitarbeiter betreiben entweder selbst – offen oder verdeckt – Informationsbeschaffung oder leisten Unterstützung bei nachrichtendienstlichen Operationen, die direkt von den Zentralen der Dienste in den Heimatländern durchgeführt werden. Sofern solchen "Diplomaten" statuswidrige Aktivitäten nachgewiesen werden, kann dies zur Ausweisung der betreffenden Personen aus Deutschland führen. Die Schwerpunkte nachrichtendienstlicher Beschaffungsaktivitäten orientieren sich an aktuellen politischen Vorgaben oder volkswirtschaftlichen Prioritäten in den jeweiligen Staaten. Die Aufklärungsziele ausländischer Dienste reichen von der Informationsbeschaffung aus Politik, Wirtschaft und Militär bis hin zur Ausspähung und Unterwanderung in Deutschland ansässiger Organisationen und Personen, die in Gegnerschaft zu den Regierungen in ihrem Heimatland stehen. Einen zunehmend breiteren Raum nehmen für einige Dienste Aufklärungsziele in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung ein. Technologisch weniger entwickelte Staaten spähen in erster Linie technisches Know-how aus, um Kosten für Forschung und Entwicklung sowie mögliche Lizenzgebühren einzusparen. Hochentwickelte Staaten interessieren sich demgegenüber eher für Produktideen, komplexe Fertigungstechniken sowie für Unternehmens- und Marktstrategien. Eine zunehmende Bedeutung gewinnen in diesem Zusammenhang internetbasierte Angriffe auf Computersysteme von Wirtschaftsunternehmen, aber auch von Regierungsstellen. Angesichts der Auswahl der Angriffsziele und der angewandten Methoden ist eine nachrichtendienstliche Steuerung oder Beteiligung in vielen Fällen sehr wahrscheinlich. Darüber hinaus bemühen sich einige Länder darum, in den Besitz atomarer, biologischer und chemischer Massenvernichtungsmittel und der erforderlichen Trägersysteme zu gelangen. Die Staaten, die Proliferation betreiben, wie Iran und Nordkorea, versuchen, Kontrollmaßnahmen durch Lieferungen über Drittländer und durch die Beschaffung von so genannten "dual use"-Gütern zu umgehen.

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