Article,

Das Stigma „Gutmensch“

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DISS-Journal (Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung), (2011)

Abstract

Der Begriff „Gutmensch“ ist in der politischen Rede mittlerweile zu einem Kampfbegriff geworden, mit dem politische Gegner und Andersdenkende diffamiert und abqualifiziert werden sollen. Allerdings findet diese Diffamierung in der Regel nur von Seiten konservativer bis hin zu extrem rechter Personen statt und richtet sich gegen diejenigen, die sich für ein friedlich-schiedliches Miteinander unterschiedlicher Personengruppen einsetzen. Bei der Zurückweisung der Stigmatisierung als „Gutmensch“ wird von den Betroffenen auch schon einmal darauf hingewiesen, der Begriff sei bereits im Nationalsozialismus verwendet worden. Implizit wird damit angeprangert, dass sich hier eine faschistische Sprech- und Denkweise fortsetze. In diesem Zusammenhang geistert im Internet das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung als eine Quelle dieser Behauptung.1 Obwohl vom DISS niemals behauptet worden ist, der Begriff des „Gutmenschen“ gehöre zum nationalsozialistischen Sprachrepertoire, sind wir dieser Behauptung nachgegangen. Dabei interessierte uns auch und vor allem seine diskursive Funktion. Als Beleg für den nationalsozialistischen Bezug wird ein Beitrag von Julius Streicher im Stürmer genannt.2 Die dortige Rede vom „guten Menschen“ hat allerdings eine andere Bedeutung, so dass nicht davon gesprochen werden kann, dieser Begriff stamme aus der Sprache der Faschisten. Allenfalls lässt sich sagen, dass mit dem Terminus des „Gutmenschen“ eine Diskursstrategie eingeschlagen wird, die auch im Nationalsozialismus praktiziert wurde und mit der politische Gegnerinnen diffamiert und isoliert werden sollen.3

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