Abstract
Irgendwann, so stellte Guillaume Paoli im Rückblick auf die Zeit vor der Jahrtausendwende fest, »fingen alle an, ob Künstler, Manager, Politaktivisten, Spekulanten, Studenten, Existenzgründer oder Kleinkriminelle, von sich zu behaupten, sie seien an einem ›Projekt‹ bzw. an einer Anzahl von Projekten beteiligt.« Den inflationären Gebrauch des Wortes als bloße Floskel oder als Modeerscheinung zu betrachten, fuhr der französisch-deutsche Philosoph und Schriftsteller in einem Blogbeitrag fort, sei aber verharmlosend. Denn das gehe an der Realität genauso vorbei wie die Beschwichtigung, Menschen hätten schon immer Projekte im Sinne von »Vorhaben« gehabt. Vielmehr, so ordnete er seine Beobachtung zutreffend ein, handele es sich um einen bedeutenden Wandel sozialer Aktivität, mehr noch: Das Projekt werde zur »dominanten Form menschlicher Aktivität« und signalisiere den Durchbruch oder Anbeginn einer neuen Form der Organisation von menschlicher Arbeit im Kapitalismus. »Auch in meinem Freundeskreis«, stellt Paoli fest, »wimmelte es nur so von Projekten. Alle waren Projektmacher geworden und nahmen nicht einmal wahr, wie neuartig diese Situation war.«
Hermann Bueren ist Autor des Buchs: »Bewegt euch schneller!« Zur Kritik moderner Managementmethoden. Ein Handbuch. Kellner-Verlag, Bremen 2022.
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