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Soziale Ungleichheit im Bildungsverlauf – alte Befunde und neue Schlüsse?

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Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 67 (3): 509-537 (2015)

Abstract

Die bildungssoziologische Literatur verweist häufig auf einen Befund, wonach das Ausmaß sozialer Bildungsungleichheit über den Lebens- oder Bildungsverlauf zunimmt. Hingegen deuten die Studien zu den sogenannten Öffnungsprozessen im Sekundarschulsystem eher darauf hin, dass durch nachgeholte Bildungsabschlüsse das Ausmaß der Ungleichheit tendenziell reduziert wird. Der Beitrag nimmt diese scheinbar widersprüchliche Befundlage zum Anlass, sich mit dem bisherigen Forschungsstand detailliert auseinanderzusetzen. Zudem werden auf Basis der Lebensverlaufsstudie, neueren Längsschnittdaten des undesinstituts für Berufsbildung sowie des Nationalen Bildungspanels eigenständige Analysen zur Veränderung sozialer Ungleichheit im Bildungsverlauf durchgeführt. Es zeigt sich, dass eine pauschale Zunahme der Ungleichheit beim Erwerb der ochschulreife nicht festgestellt werden kann. Vielmehr wird die Bedeutung der konzeptionellen Unterscheidung zwischen der Ungleichheit in den konditionalen Allokationsprozessen bei nachgeholten Abschlüssen einerseits und dem Gesamtbeitrag nachgeholter Abschlüsse zur Veränderung der Ungleichheit in der Bestandsperspektive andererseits veranschaulicht. Während in den Allokationsprozessen stets soziale Selektivitäten zugunsten der privilegierten sozialen Gruppen bestehen, zeigen sich für das gesamte Ausmaß der Ungleichheit lediglich für Mitte der 1960er- bis Mitte der 1970er-Jahre geborene Kohorten zunehmende Trends über den Bildungsverlauf, für andere Kohorten eher konstante oder abnehmende Trends. Diese Trends sind jedoch nicht statistisch signifikant.

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