Techreport,

Digitalisierung und Demokratisierung. Betriebliche Mitbestimmung im Spannungsfeld zwischen Individuierung, Kontrolle und Emanzipation

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Working Paper, 6/2017. DFG-Kollegforscher_innengruppe Postwachstumsgesellschaften, Jena, (2017)

Abstract

Seit der Mehrfachkrise nehmen Debatten zu einer wirtschaftsdemokratischen Neuorientierung wieder zu. Auf mehreren Ebenen werden die Potenziale einer Mitarbeiter*innenbeteiligung diskutiert und dabei von aktuellen technologischen Entwicklungen flankiert. So sei das demokratische Unternehmen nur eine Frage der institutionalisierten Mitbestimmungskanäle, die durch digitale Technik einfach und schnell realisiert werden könnten. In der Digitalisierungseuphorie schwingt neben erhofften Wachstumspotenzialen auch ein ersehntes Versprechen nach einer erweiterten Demokratisierung der Gesellschaft – im Betrieb – mit. Mehr noch: Demokratisierung wird mitunter als optimaler Standortfaktor interpretiert, um im globalen Konkurrenzgeflecht technologie-, innovations- und kreativitätsintensive Spitzenleistungen zu realisieren. Gekoppelt mit dem normativen Versprechen der politischen Selbstbestimmung wird der Technologiedebatte der Industrie 4.0 ein Argumentationsmuster zur Verfügung gestellt, welches scheinbar jenseits instrumenteller Reduktionismen funktioniert. Diese Argumentation übersieht jedoch mitunter, dass gerade in technologischen Entwicklungen auch die Fundamente neuer Kontroll- und Disziplinarmechanismen liegen, die neuartige und stellenweise vollumfänglichere Überwachung ermöglichen, als es bisher in Arbeitsprozessen denkbar gewesen war. Diese Literaturstudie recherchiert beide Positionen und liefert Einblicke in die Ambivalenzen konflikthafter Technologiediskurse in Unternehmen.

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  • @meneteqel

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