Inbook,

Die Platoniker und Paulus. Augustins neue Sicht auf das Denken, Wollen und Tun der Wahrheit

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page 284--341. Herder, Freiburg $$u.a.$$, (1998)

Abstract

Das siebenente Buch der Confessiones beschreibt die Bekehrung des Denkens durch die Lektüre der "libri Platonicorum" im Jahre 386. Diese Bekehrung wird in den Confessiones neu bewertet. Dementsprechend sind im siebenten Buch dargestellte und darstellende Ebene zu unterscheiden. Ziel der Untersuchung ist es, die Kontinuität, aber auch die Differenzen zwischen beiden Ebenen herauszustellen. Grundlage des augustinischen Denkens bleibt die plotinische Einsicht: Gott ist jenseits von allem und alles ist von Gott gegeben. Diese erreicht Augustinus durch die Modifikation des Pophyrios: Gott ist Geist. Augustinus übernimmt den Gedanken der Geistigkeit, erneuert aber den absoluten Unterschied des Einen zu allem. Erst die neuplatonische Vorgabe ermöglicht es Augustinus, zu einem angemessenen Verständnis der Offenbarungsschriften, darunter vor allem Paulus, zu kommen. Paulus wiederum vermittelt dem augustinischen Gedanken von Anbeginn an seine Bestimmung: Christus als üirtus et sapientia dei". Während in den Frühschriften Paulus noch im Lichte der Neuplatoniker gesehen wird, erscheinen die Neuplatoniker im siebenten Buch gänzlich im Lichte der paulinischen Lehre von der Gnade. Die Sache Augustins ist nun nicht mehr Gott und die Seele, sondern Gott und der Mensch. Denken, Wollen und Tun der Wahrheit des Menschen sind nun eindeutig vom Denken, Wollen und Tun Gottes unterschieden. Das Denken findet seine Bestimmung primär in der Gabe der Offenbarung und ist mithin "fides quaerens intellectum". Der freie Wille des Menschen wird seinerseits als eine Gabe Gottes begriffen, welche durch die Gnade zum Guten gelenkt wird. Das Tun der Wahrheit ist ein Tun im Fleische, wie es durch das Getane Christi vorgegeben und in den Sakramenten gegenwärtig ist. Die entscheidende Krisis meint keine Flucht des "Einsamen zum Einsamen", keinen "recursus animae ad Patrem", sondern das Anziehen Christi, das heißt die Erneuerung des ganzen Menschen aus Leib und Seele, welche das Wohnen in der Wahrheit zur Folge hat. Die Veränderungen des augustinischen Gedankens können nur auf dem Boden der plotinischen Einsicht in ihrer Logik erkannt werden.

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