Abstract

I. Das biblische Bild der Epoche 539- 331 v. Chr. Sie gestalteten für sich in der Tora und einigen Parallelschriften einen heiligen Kanon Wiederaufbau des Tempels --> geographischer und symbolischer Kristallisationspunkt ständiger Anpassungsdruck und nie erlahmenden Autonomiestrebens Die Tradition der hebräischen Bibel hat in der Perserzeit ihre entscheidenden Prägungen erfahren. Niederschlag im Pentateuch und deuteronomistischen Geschichtswerk (gen-2 Kön): erwähnen die Perser expressis verbis nicht Niederschlag im chronistischen Geschichtswerk: zeitgenössisches Profil nur unbewusst durchscheinen Die für die zeitgenössischen Strukturen und Normen grundlegenden Regeln sind eben nach Ansicht der Chronisten vor allem in der frühen Königsgeschichte dekretiert worden. Niederschlag in Psalmen und Weisheit: Persisches vordergründig so gut wie unbekannt Niederschlag in den großen Propheten: Nur das Jesajabuch ab Kap. 40 verweist direkt und indirekt auf den Umbruch der Geschichte, welcher mit Kyros II. einsetzt. Jeremia uns Hesekiel sind auf die Babylonier als Drohung und Fremdmacht fixiert Daniel gehört schon in einen nachpersischen Kontext: im Grunde ist der Bericht ganz auf den „vierten König“ und seine Nachfolger, im Klartext den Hellenen Alexander und dessen Diadochen gewidmet. Niederschlag in den kleinen Propheten Die meisten erwähnen keinerlei Vorgänge oder Tatbestände aus der Perserzeit Haggai und Sacharja nehmen darauf Bezug und setzten persische Verhältnisse voraus. --> Die Bücher Esra und Nehemia und das Buch Ester das aber vermutlichseinerseits schon wieder rückblickend aus geschichtlicher Ferne erzählt. Deuterojesaja, Haggai und Sacharja 1-8 können wir noch zu den Direktzeugnissen zählen. Damit sind 51 von 946 Kapiteln der hebräischen Bibel oder 5,39 % ihres Bestandes direkt dem persischen Geschichtsabschnitt. I.1 Rückkehr und Wiederaufbau Babylonien um 540 v. Chr. --> Jes 40 ff Kyros wurde von den seit Jahrzehnten in Babylonien ansässigen Deportierten gefeiert Jes 44,28 Jes 45,1.4 Die Wiederherstellung der Stadt Jerusalem und ihres (allein legitimierten) Tempels war nach zeitgenössischen Quellen das zentrale Anliegen zu mindestens der der in dritter Generation lebenden Judäer. Es fand offenbar bei den „Daheimgebliebenen“ nicht ungeteilte Unterstützung Hag 1,2-11; Jer 24,4-7 Die Rückkher soll dann nach der Machtübernahme in Babylondurch Kyros unmittelbar ind Werk gesetzt worden sein. Der Perserkönig habe einen reichsweit verkündeten Erlass herausgegeben, demzufolge den babylonischen Juden die Rückkehr nach Jerusalem gestattet sei.Überdies sollten die Rücksiedler kräftige finanzielle Unterstützung anscheinend von ihren bisherigen andersgläubigen Umgebung erfahren. Tempelbau: Annähernd 50.000 Heimkehrer sind einfach da und beginnen mit dem Altarbau auf dem alten Tempelplatz in Jerusalem, weil der Opferdienst für das tägliche Leben und die Feste unverzichtbar war. Der Bau geriet ins Stocken: Die jüdische Gemeinde unter Serubbabel und Joschua Leuten aus Samaria die Teilhabe am Jerusalemer Tempel verweigert (Esr 4,1-3). Diese nördlichen, als unorthodox geltenden „Wiedersacher“ intervenieren daraufhin erfolgreich bei persischen Instanzen. Solange Kyros herrscht und bis in die Regierungszeit der zweiten Nachfolgers, Darius (Esr 4,5), können die Arbeiten am Tempel nicht weitergeführt werden. Fertigstellung im „sechsten Jahr des Darius“ und Einweihungdes Heiligtums sind ein Höhpunkt dieser „Geschichtsschreibung“ (Esr 6,6-18). Es liegt praktisch keine Berichterstattung über die ersten Rückkehrer nach der Befreiung durch die Perser vor. In den hebräischen Schriften finden wir also für unser Verständnis nur äußerst karge, fragmentarische Notizen über Israels Rückkehr aus dem Exil und den Neuanfang im Heimatland unter persischer Regie. Vielmehr ist das Lehrthema „Heimkehr aus Babylonien“ in verschiedene Berichte verdichtet worden, die symbolträchtige und theologisch schwer befrachtet trotz der konkreten Zeit-, Orts- und Personenangabe uns keine genauen geschichtlichen Auskünfte geben können. In den ersten Phasen der Rückwanderung und der Neubegründung der Existenz Israels spielen relativ wenige Personen und Funktionsträger die Schlüsselrollen. Die religionspolitische Maßnahme der persischen Regierung hat ein einziges Ziel: den aus Babylonien freigelassenen Israeliten Lebensmöglichkeiten im Heimatland zu eröffnen. Das Unternehmen Rückkehr und Tempelbau hat mithin eine klar markierte Adresse. Die Aufgeruffene Weltgeschichte, voran der persische Großkönig, bemüht sich um eine verlorene Minderheit. Und diese versprengte Bevölkerungsgruppe wird zur Hauptsache, gewinnt Namen und Zahl in peinlich genauen Einwohner- und Familienlisten (Esr 2 = Neh 7) I.2 Einrichtung der Provinz Juda; Gestaltung der Gemeinde Sie Wiederaufbauthematik erscheint in zwei weiteren „Berichten“, welche die Leitnahmen des Esra und des Nehemia tragen und weitere Phasen der Neukonstruktion Israeks nach der Beendigung des Exils thematisieren. Sie rekonstruieren ausgewählte Episoden und wollen allein darstellen, wie nach dem (oder parallel zum) glücklichen vollendeten Tempelbau die Stadt Jerusalem wiederersteht und die neue JHWH-Gemeinde ihre Strukturen und Ordnungen erhält. Eine geschichtliche Reportage liegt nun einmal nicht ! vor, und unsere brennende historische Neugier lässt sich mit diesem Material kaum stillen. Es geht um die Definition frühjüdischer Identität im Perserreich und gegenüber den starken, verbindlichen Traditionen der Väterzeit, wie sie mittlerweile in der Tora des Mose Gestalt gewonnen hatten. Esra: Hauptakzent liegt auf der (Wieder?)Herstellung der inneren Ordnung, und hier wiederum auf der Tora-gemäßen Lösung der Mischehefrage (Esr 9-10) Nehemia1: Neh 1-7: Entsendung (1-2,10); Baumaßnahmen (2,11-6,10); Listen (7) Vgl. Bibelkunde Neh 8-10: Toraverkündigung (Neh 8); Klagegebet (Neh 9); Bundesverpflichtung (Neh 10) Dieser Teil hat zentrale Bedeutung, stellt sie doch das Urbild eines Synagogengottesdienstes und anderer wesentlicher Elemente frühjüdischer Spiritualität dar (Laubhüttenfest, Bußgebet, Treuegelöbnis auf JHWH) Die sechs Einzelbestimmungen des Bundesschlusses, sämtlich in der 1. Person Plural gehalten, zeigen deutlich, worauf es der damaligen Gemeinde ankommt (Neh 10,31-38): Abgenzung von Andersgläubigen (vgl. 1. Mischehenverbot; 2.: „Wir wollen nicht von den Völkern des Landes am Sabat ... Waren und allerlei Getreide nehmen ...“ V. 31-32a) Sozialen Ausgleich(3. Einhaltung der des Erlassjahres nach Lev 25,2-7; Dtn 15,1-2 – V.32b) Verantwortung für das Heiligtum und die Priesterschaft (4. bis 6. - V. 33-38a) --> In den letzteren Verpflichtungen steckt demnach der Hauptnachdruck, wie die verwendete Textmasse leicht bezeugt. Interessant ist in jedem Fall, wie hier aktualisiertes Toragebot sich in der Form von Willensentscheiden der Gemeinde konkretisiert. Neh 11-13: Bevölkerung (Neh 11); Priester, Leviten (Neh 12,1-27); Bauweihe(Neh 12,27-43); Heiligung der Gemeinde (Neh 13) Vgl. Bibelkunde Worum geht es den Tradenten der Esra-Nehemia Geschichten? Offenbar ist die staatsrechtliche Gründung der Provinz Juda (Jehud), die sich auch in zeitgenössischen Siegelabdrücken niederschlägt, ein herausragender Orientierungspunkt der Erzähler. Die Mission Nehemia entzündet sich an der Lage der Jerusalemer Bevölkerung (Neh 1,1-3) Seine Stellung persischen Hof zu Susa, bringt ihn dazu den König zu Beeinflussen, der die halbautonome Provinz Juda erlaubt. Die Gründung oder Bestätigung der Provinz Jehud war offenbar für die Esra-Nehemia-Tradenten eine göttliche Heilstat. Die Einweihung der Maueranlöagen ist Anlass für einen großen Dankgottesdienst (Neh 12,31-43) Der andere ist die innerliche Ordnung der neuen Gemeinschaft, wie sie sich in der schriftlich verfassten Tora, und zwar in religiöser, liturgischer und zivilrechtlicher Dimension manifestiert. Ganz anders als Mose handelt Esra im Auftrag einer fremden Macht, wenn er sich aus Babylonien aufmacht, um seinen Landsleuten in Juda die grundlegenden göttlichen Normen und Bestimmungen für das weltliche und religiöse Leben zu überbringen. Die persische Regierung steht nach Meinung der Tradenten mit großer Entschiedenheit und in dem Bewu0ßtsein, dem richtigen Gott und seinem erwählten Volk zu dienen, hinter der Mission des Esra. Das „Gesetz“ des Mose inspiriert das tägliche Leben, z.B. in der Ämterhierarchie in der Gemeinschaft Die Tora ist die bestimmende Kraft; sie ist Referenzpunkt (Neh 10,35.37), aber noch wird an keiner Stelle die Tora wörtlich zitiert oder um Auslegungsdetails gerungen. Das „Gesetz“ des Mose erweist sich vielmehr als belebendes, befreiendes, zur eigenen Identität gehörendes und führendes Instrument. I.3 Weitere Spuren persischen Lebens Außer bei Haggai und Sacharja (Schwerpunkt: Tempelbau) nehmen ganz wenige Schriften der Hebräischen Bibel direkt aus datierbare Ereignisse der Perserzeit oder die Perser selbst Bezug. Ohne einen ausdrücklichen Namens-, Ort- oder Geschichtsbezug weisen noch allerlei andere zeitgenössischen biblischen Quellen aus das Leben der Judäer in persischer Zeit hin2: Priesterliche Anteile im Pentateuch die beiden Chronikbücher Jes 55-66 (diser Tritojesaja ist nicht datiert; Im Gefälle des ganzen Jesajabuches, dem ein grobes chronologisches Gerüst zugrundeliegt, lassen sie jedoch nachexilische Verhältnisse durchscheinen. (Im Psalter sind sicherlich viele Texte erhalten, die auf die Perserzeit zurückgehen oder damals ihre letzte textliche Gestalt erhielten. Nur ist die Datierung äußert schwierig) --> Diese Teile sind sehr wahrscheinlich in der persischen Epoche entstanden und können deswegen die zeitgenössisch Situation Judas und/oder der Exulanten widerspiegeln, auch wenn sie sich thematisch mit anderen Phasen der Geschichte Israels beschäftigen. In der nachpersischen, d.h. vor allem des hellenistischen Zeitalters sind dann noch Nachwirkungen der Achämenidenherrschaft, oder Erinnerungen an sie zu verzeichnen. Besonders in den Büchern Daniel und Ester kommt der persische Königshof retroperspektiv in den Blick. --> Damit ergibt sich insgesamt für das biblische Bild unserer Epoche eine geschichtliche Leerstelle, in der allerdings der Wiederaufbau des Tempels und Jerusalems, sowie die Neukonstituierung der frühjüdischen Gemeinde unter der Tora angesiedelt sind. I.4 Hinterfragung der biblischen Darstellung Alle Aussagen der Zeit (und der nachfolgenden Generationen) bieten nicht die „objektiven Tatbestände“ - das tut im Grunde keine einzige Verlautbarung, so altruistisch sie auch sein mag. Die Äußerungen sind auch nicht in ihrer Begrenzung auf Juda und Judäer einfach als Fakten hinzunehmen. Vielmahr sind sie sämtlich aus den bestimmten Interessen der Selbsterhaltung verfasst und zusammengestellt. Die erhaltenen Schriften der Perserzeit sind – wie die aus anderen Epochen vor ihnen – durchweg religiöse, nicht geschichtliche, Stellungnahmen, es sind reine Glaubensdokumente und diese sind eher den Gattungen Programm- und Propagandaliteratur zuzurechnen als der („unbefangener“) Geschichtsschreibung. Hauptthemen: Tempelbau – Errichtung der Provinz Judäa – Konstituierung der JHWH-Gemeinschaft um JHWHs Tora – Durchsetzung einer straffen Ordnung (Sabbatheiligung; Mischehenverbot usw.) haben eine gewisse Plausibilität für sich. Wann sonst als in er Perserzeit soll das neue „Israel“, die Bekenntnisgemeinschaft um JHWH, sich zusammengefunden und eine verbindliche Ordnung gegeben haben? Am wichtigsten ist die Selbsteinschätzung der judäischen Überlieferer. Sie sehen sich als das vor allen anderen Ethnien erwählte Volk JHWHs, dessen Land und Tempel zum Mittelpunkt des Universums werden. Um seines nWohlergehens willen setzt der Weltengott das persische Imperium in Gestalt seiner Gro0ßkönige und Satrapen in Bewegung. Die unterstützten kraft göttlicher Lenkung nicht nur das Rückkehr- und Tempelbauprojekt „Iraels“, sie geben verschiedentlich sogar den Anstoß dazu. Jerusalem ist nach den Berichten der absolute Nabel der Welt, nicht Susa oder Ekbatana, Persepolis oder Pasargadae, wo die Reichsregierung Hof hielt. Einzelgeschehnisse sind auf das theologische Grundanliegenbezogen: Die Entsendung Esras und Nehemia, der Wiederstand Samarias gegen den Tempelbau, die Willigkeit der Heimkehrer, die gewaltigen Bauwerke zu vollenden, die Gaben der Nachbarn für den Tempel, die Rückgabe der alten, heiligen Gerötschaften – kein Erzählzug steht für sich, jeder ist auf das Zentralanliegen hin orientiert: JHWWH hat einen Neuanfang nach dem Exil geschaffen, der Judäer ergreifen ihre Chance. So auch bei der Darstellung der handelnden Charaktere. Biographische Ürofile sind unnötig. Großkönige, prominente Judäer, Opponenten, da Volk, sie alle bedürfen keiner geschichtlichen, d.h. Konkret-einmaligen Charakterisierung. Alle sind sie ihrer Rollen entsprechend stereotyp gezeichnet. Sie handeln schablonenhaft und sind für unsere Begriffe blasse Klischees. Die Akteure zeigen Emotionen nur da, wo es um ihre Aufgabe, d.h. Den theologisch erfassetn Gegenstand geht: die Durchführung der Pläne JHWHs. Artaxerxes fällt das Leid Nehemias auf (Neh 2,2), Esra und Nehemia geraten in Zorn, reagieren tiefbestürzt, wenn sich ihren Aufgaben Hindernisse entgegenstellten (Esr 9,5f; Neh 5,6f; vgl. „Gebetsseufzer“ Nehemias in 13,14.22.29.31) II. Die uns erkennbare Geschichte II.1 Quellen II.1.1 Schriftliche Überlieferungen Biblisches: Direkt bezogene Zeugnisse: Esra, Nehemia, Haggai, Sacharja, Maleachi In der persischen Epoche entstanden oder tiefgreifend bearbeitet worden sind: priesterlichen Texte des Pentateuch, etwa Gen 1,1-2,4a; 17; Ex 25-40; Lev 1-27; Num 1-30 (36), die weltläufigen Erzählungen (Novellen) von Joseph (Gen 37-50), Rut und Jona. Chronikbücher3 --> späte Perserzeit Propheten: Jes 24-27; 56-66; Ezechiel, große Teile von Jeremia, möglischerweise Obdaha/Nahum/Habakuk/Zephanja; vorläufige Edition des Zwölfprophetenbuches Psalmen:teilweise im nachexilischen Juda oder in der Diaspora seine Wurzeln. Weisheit: Mindestens Proverbien, Hiob, Megillot --> praktisch alle kanonischen Bücher (mit Ausnahme von Kohelet, Daniel) sagen gewollt oder ungewollt etwas über den Zustand der judäischen Gemeinden der Perserzeit aus. Außerkanonisches Einige apokryphe, pseudoepigraphische oder andere jüdischen Schriften sind möglicherweise ganz oder partiell in der persischen Epoche verwurzelt, denn sei sind ursprünglich hebräisch oder aramäisch abgefasst. Persisches: Säkulare Texte: Anfangszeit: einige babylonische Zeugnisse Verwaltungstexte vom persischen Königshof: z.B. Verwaltungsurkunden, Rechtsurkunden, Briefe aber auch monumentale Königsinschriften, Diplomatenkorrespondenzen, Berichte, literarische Texte --> Texte stammen überwiegend aus persischen Stammländern jenseits des Zagros-Gebirges. Transeuphratischen Gebiete und Ägypten: wenige Textzeugnisse Palästina: aramäische Papyri in Wadi Daliyeh und eine größere Anzahl von Siegelabdrücken (bullae) bei Jerusalem gefunden worden. Hinzu kommt allerlei Ostraka, kurze Beischriften auf Münzen, Siegeln, Krügen usw. Persisches: Religiöse Texte Avesta: religiöser Textkorpus, der wahrscheinlich nach der Achämenidenzeit zusammengestellt wurde. Griechisches Zahlreiche griechische Schriftsteller und Historiker befassten sich mit den Persern, die anderthab Jahrhunderte lang versuchten, auch die griechischen Stadtstaaten auf der europäischen Seite des ägyptischen Meeres einzunehmen. Herodot Xenophon Thukydides Ktesias --> Stellen Persien und persische Politik, Religion und Kultur natürlich aus ihrer griechischen Optik dar. Eine zusammenhängende Geschichtsschau der persischen Zeit lässt sich aber nur aus den hellenistischen Quellen gewinnen. Speziell über Syrien – Palästina oder die östlichen Provinzen des Perserreiches ist allerdings kaum etwas aus der reichhaltigengriechischen Berichterstattung zu erfahren. II.1.2 Artefakte und Architektur Seit etwa 150 Jahren im Gang und haben reiche Ergebnisse gezeigt Die imperialen Haupttheretorien um die frühen Meder- und Elamiterhauptstädte Ekbatan und Susa sowie die persischen Zentren Pasargadae und Persepolis haben wohl die stärkste Aufmerksamkeit der Archäologen auf sich gezogen. Besonders ins Auge fallen die monumentalen Palastanlagen, welche die Achämeniden seit Kyros errichtet haben. Verwaltungszentren wie Pasargadae, Susa, Persepolis, Ekbatana wurden glanzvoll ausgebaut, damit sie die großkönigliche Hofhaltung aufnehmen kommten. Architektonische Stilmittel der Assyrer, Babylonier, Griechen, Ägypter verschmelzen zu einer neuen Synthese persischen, imperialen Selbstbewusstsein. Die königlichen Begräbnisstätten sind ebenfalls Dokumente imperialer Herrschaft. Für Kyros hatte man noch in der Nähe von Pasargadae ein relativ bescheidenes kompaktes Grabhaus mit Giebeldach aus erhöhter Terrasse errichtet Darius I. und sein Nachfolger Xerxes, Artaxerxes I. und Darius II. ließen sich bei Naqsh-i Rustam bestatten. Für jeden von ihnen schlug man aufwendig eine Grabkammer in eine Grabkammer in eine senkrechte Sandsteinwand. Zahlreiche Einzelfunde aus den königlichen Verwaltungszentren komplettieren das Bild von der materiellen Kultur der Herrscher und ihrer Untergebenen. Metallverarbeitung, Keramik, Siegelschneidekunst standen in hoher Blüte Syrien-Palästina: Ausgrabungen ergaben Informationen zur Situation nach dem Exil Ausgrabungen:4 1890-1914Identifikation perserzeitlicher Schichten äußerst schwierig zwischen 1914 und 1932 gelang es aufgrund von attischer Importkeramik und persischen Münzen die genaue Datierung Die Ausgrabungen von Hazor, Schiqmona, Tel Megadim, Tel Mevorakh und En Gedi dienten zur weiteren Bestimmung, da hier die persischen Überbleibsel besser als sonst wo erhalten waren. Stadtbefestigungen sind in der persischen Periode in Palästina mehrfach vorgenommen worden In der Perserzeit verwenden die Bewohner des antiken Palästina weithin impostierte griechische, vielfach reich bemalte Tonware neben recht schmucklosen einheimischen Produkten. Weiter Indizien für die Kultur ergeben die numismatischen Funde und der Siegelabdruck Die Herrstellung von Münzen, die wirtschaftsgeschichtlich eben in der Perserzeit einsetzte, war voll und ganz Sache des Staates. Bedeutungen: Von einem „Aufhören städtischen Lebens“ nach der babylonischen Eroberung jann nämlich anhand der Grabungsfunde keine Rede sein. Unter persischer Oberhoheit nehmen die Bevölkerungszahlen in Juda deutliche zu. Erste Anzeichen einer regelrechten Stadtplanung machen sich bemerkbar: Gradlinige, manchmal schachbrettartige Straßenführung, ebenmäßige Grundrisse für Wohnhäuser. II.2 Das persische Weltreich II.2.1 Imperiale Strukturen Globale Herrschaft Audehnung: Ost-West: 5000 Km und Süd-Nord: 1000-3000 Km --> 10 Millionen km² (~Europa) Das persische Großreich ist nicht unversehens vom Himmel gefallen. Es baute auf Vorgängerimperien auf, die seit dem 3. Jt. v. Chr. In Mesopotamien und in Ägypten entstehen. Die persischen Großkönige übernehmen Vorstellungen wie auch Titulaturen für sich selbst und in eingeschränktem Sinn für ihre Gottheit, Ahuramazda, den „Herrn der Weisheit“. Q: Aus dem Kyroszylinder (539 v. Chr) S. 47 Vorfahren des Kyros waren nur Regionalkönige von Anschan Weltreich Persien durch Kyros Q: In bin Darius, der Großkönig, König der Könige, König in Persien, König der Länder, des Hystaspes Sohn, des Arsames Enkel, ein Achämenide. Darius nimmt in der großen dreispaltigen Behistun-Inschrift die Titulaturen der Vorgänger auf. Die Königsinschriften zeigen in jedem Fall: Für das achämedische Imperium hatte der Glaube an Ahuramazda eine fundamentale Bedeutung, wie immer dieser Glaube intern ausgestaltet war, und wie unterschiedlich er auch nach außen hin gegenüber den anderen Religionen vertreten worden sein mochte: Q: Es kündet Darius der König: Nach dem Willen Ahuramazdas bin ich König. Ahuramazdas hat mir die Königsherrschaft verliehen. Es folgt die Aufzählung von 23 beherrschten Nationen Es kündet Darius der König: Diese Länder, die mit zugekommen sind – nach dem Willen Ahuramazdas wurden sie mir untertan. Sie brachten mir Tribut. Was ihnen von mir gesagt wurde, sei es bei Nacht oder bei Tage, das taten sie. Der Weltherrscher weist dann immer wieder auf seine Beauftragung durch Ahuramazdas hin. Q: Das, was ich getan habe, habe ich alles nach dem Willen Ahuramazdas getan. Ahuramazdas lieh mir Beistand, bis ich das Werk vollbracht habe. Mich möge Ahuramazdas beschützen vor Übel und mein Könighaus und dieses Land! Dieses erflehte ich von Ahuramazdas, dieses möge die nicht übel erscheinen. Verlasse nicht den rechten Pfad! Sei nicht wiedersetzlich! Grabinschrift Darius Q. Ahuramazdas ist der große Gott, der diese Erde hier gemacht hat, der den Himmel dort gemacht hat, der den Menschen schuf, der das Glück für den Menschen hervorgebrachte, der Xerxes zum König eingesetzt hat, den einzigen König von vielen, den einzigen Herrscher von vielen. Der Eifer für Ahuramazdas ist auch bei anderen Achämeniden belegt. Einmal, in einer Inschrift des Xerxes Die persischen Großkönige vertreten im Weltmaßstab die Autorität des Weltschöpfers, sie sind mit verantwortlich für das innerste Gefüge des Reiches das aus Wahrheit, Gutsein , Gerechtigkeit besteht. Es gab im antiken Vorderen Orient gewiß ansehnliche Stadtsiedlungen, ja zum Teil Metropolen, die in ihren Dimensionen ungeheuer waren. Dennoch lebten schätzungsweise 60-80 Prozent der Bevölkerung „auf dem Land“ oder waren auch bei Stadtsässigkeit ganz in die Agrarwirtschaft eingespannt. Organisation und Bewusstsein Aufstände und Bürgerkriege waren in der Tat nicht selten – das ist bei einer so bunten Völkermischung innerhalb der Reichsgrenzen nicht verwunderlich. Zuerst sollten wir konstatieren, dass die im persischen Hochland oder in Susa, gelegentlich auch in Babylonien residierende Zentralregierung von Kyros bis zu Darius III. es nicht versuchte, eine sprechliche, kulturelle, juridische oder religiöse Einheitsbasis für ihre Herrschaft zu schaffen. Am sah vor allem in der Politik, Militärwesen und Wirtschaft die Felder, in denen sich die achämenidischen Staatsbildner für die Einheitsbildung betätigten. Die klar gegliederte Ämterhierarchie machte alle Funktionsträger letztlich dem Großkönig in der fernen Hauptstadt verantwortlich. Satrapen und Provinzgouverneure verstanden sich, solange sie dem Großkönig loyal waren, als Vermittler des höchsten herrschaftlichen Willens. Darius der Große hatte anscheinend das größte Verdienst in dieser Hinsicht: Er reorganisierte etwa 520 v. Chr. das ganze Verwaltungssystem, schuf und rearrangierte zwanzig oder mehr „Satrapien“ mit zahlreichen nachgeordneten Provinzen. Dieses sollte vor allem die Finanzierung des Machtapparats in allen seinen Zweigen sicher stellen. Religionspolitik Sieht man von umfassenden Aussagen über eine langfristig durchdachte und praktizierte persische Religionspolitik ab,bleiben immerhin genügend Anzeichen übrig für eine pragmatische, unideologische Einstellung der Achämeniden anderen Religionen gegenüber . Danit setzten sich die persischen Herrscher ab von allen Versuchen, die offizielle Staatsreligion für alle Provinzen verbindlich zu machen II.2.2 Der Geschichtsverlauf Die Persische Geschichte lässt sich in der Kontinuität nur durch griechische Quellen betrachten. Die Perser waren ab Anfang des 1. Jt.s v. Chr. Zusammen mit den Medern wahrscheinlich aus Gebieten östlich des Kaspischen Meeres nach Westen und Süden gewandert und hatten sich schließlich in Medien und der Persis niedergelassen, zunächst unter der Oberhoheit medischen Könige 550 v. Chr. Konnte Kyros II. die Machtverhältnisse umkehren, Medien und Elam unterwerfen unddie Reichsgrenzen nach Osten und Nordwesten verschieben. Er eroberte tigrisaufwärts Teile des assyrischen Staates, erreichte auch das westliche Harran und Karkemisch und stieß weiter über das Gebirge bis un die kappadokische Hochebene vor. Weitere Expansion wurde nach Westen, zum Mittelmeer und nach Ägypten betriebn. Nach dem Fall des lydischen Königreiches (546) konnte auch der neubabylonishe, durch innere Auseinadersetzungen geschwächte Staat nicht wiederstehen. Die Hauptstadt Babylon wurde 539 kampflos dem als Befreier begrüßten Kyros übergeben Damit waren auch die Kleinstaaten Syrien-Palästinas den übermächtigen und exzellent organisierten Armeen der östlichen Herren ausgeliefert und der Weg nach Ägypten war frei. 530: Kyros stirbt bei einem Feldzug im Osten gegen die Massageten 525-522: Kyros Sohn Kambyses konnte das Pharaonenreich am Nil bezwingen und dem persischen Imperium eingliedern Nachdem so weit expandiert wurde, war die wirtschaftliche, militärische und auch kulturelle Kraft derartig gewaltig, dass sie – wenn vernünftig gebündelt und durchorganisiert – in der damaligen Welt nicht ihresgleichen haben konnte. Aufstände gegen die persische Reichsregierung hat es in den zwei Jahrhunderten ihres Bestehens oft genug gegeben und an vielen Orten gegeben Problem Griechenland: !!!! Quellen sind Griechische!!!!! Die Abwehrschlachten von Marathon (490), Salamis (480) u.a. sind Kennzeichen für ein halbes Jahrhundert Blutvergießen an den griechischen Grenzen. 449 „Kalliasfrieden“ --> Erhaltung der Autonomie in allen griechischen Städten auf dem Festland und in Westkleinasien und den Verzicht Athens auf Besitzansprüche auf die Insel Zypern, sowie die Länder Syrien und Ägypten. Ende des 5. und durch das 4. Jh. hindurch mischte sich Persien immer wieder in die griechischen Angelegenheiten ein, teilweise durch Unterstützung Spartas gegen Athen. Aber es gelang den Persern nicht weiter zu expandieren. Durch Alexander kehrte sich dann Ende des vierten Jahrhundert das Bild und Persien verlor seine Vormachtstellung. Die 200jährige Geschichte des Perserreiches stellt sich uns folglich als großartiges Gemälde von der Entfaltung und Erhaltung eines bis dato ungeahnt riesigen Staatesbildes dar. Syrien-Palästina war als Durchgangsland zum Nil strategisch wichtig, ommt aber in allen schriftlichen Quellen nur marginal vor. II.2.3 Religionen in Altpersien Als Hintergrund und Kontext der nachexilischen Gemeindetheologie haben wir die vielschichtige Religionswelt der altpersischen Kultur anzunehmen. In dieser Welt waren Muster von Glaubenseinstellungen und Weltinterpretationen vorhanden, denen wir auch in den Schriften der Bibel begegnen. Das geistig-religiöse Klima der Achämenidenzeit spiegelt sich in manchen Texten des Alten Testaments. II.2.4 Alltagsleben und Kultur Die meisten Menschen waren Bauern oder nomadisierende Viehzüchter Hauptsorge galt dem täglichen Brot lebten in Dorf und kleinen Stadtgemeinschaften und führten eine Subsistenzwirtschaft, zu der alle Familienmitglieder nach besten Kräften von Jugend an und bis ins Alter beitragen mussten Der Tag ging von Sonnenaufgang bis -untergang Man betrieb Regen- oder Bewässerfeldbau. Verschiedene Getreidesorten, Hülsenfrüchte, Flachs, versch. Gemosesorten, Fruchtbäume, Wein Viehirten: rund um die Uhr auf der Hut zu sein und die lebenswichtigen Herden (Schafe, Ziegen, Rinder, Esel, Kamele) Technische Neuerungen gab es wohl in dieser Zeit wenig, die Arbeit war durch die eigene Kraft zu verrichten Normalerweise waren die Familien autark. Städte: Im Vorderen Orient seit dem 5. Jt. v. Chr. Zwischen 200 und 1000 Personen, bei Metropolen bis zu 50 000 städtische Siedlungsverbände bringt auf allen Lebensgebieten (Wirtschaft; Kunst; Architektur; Religion; Sitte; Recht; Militärwesen usw.). Nuees hervor und lässt Kunst und Kultur aufblühen. Die Privatwirtschaft blühte, von der Lebensführung der unteren sozialen Schichten hören wir wenig. II.3 Juda in Transeuphrat II.3.1 Juda gegen Samaria Die persische Regierung verfolgte vermutlich immer eine allgemeine Politik Zu den allgemeinden Prinzipien der Achämeniden gehörte an erster Stelle die Bewahrung des inneren Friedens, an zweiter wohl die die Sicherung der Grenzen bzw. die Eroberung von Grenzgebieten und die weitere Ausdehnung des Reiches. Ferner kann man annehmen, dass ein regelmäßiges und gutes Steueraufkommen aus allen Reichsteilen für die persische Zentrale lebenswichtig war. Die syrisch-palästinische Landbrücke war darüber hinaus strategisch besonders bedeutsam, denn sie stellte den Landzugang zur Satrapie Ägypten dar. So hatte der relativ schmale Streifen zwischen Jordangraben und Mittelmeer ein erhöhtes Gewicht für den persischen Generalstab wie für die Verwaltung der Reichsfinanzen. Militärpräsenz und Festungen, Steuerbehörden und Kontrolleure sollten diese Erwartungen realisieren. Die eigentliche Akteure in dem geschichtlichen Spiel waren aber die Perser. Sie setzten die Ziele fest. Ihre Interessen dominierten Politik und Wirtschaft. Juda konnte höchstens reagieren und seine Wünsche aus der Situation der Abhängigkeit artikulieren. Dass die judäische Geschichtsschreibung diese Tatsache eingesteht (Esra, Nehemia bitten um kaiserliche Gnaden), ist offenbar ein authentischer Zug. Es war vor allem Darius I, Hystaspes (522-486 BC) der das Imperium auf der Grundlage traditioneller, z.T. Von den Asssyrern übernommener Grenzziehungen neu durchorganisierte. Es entstand die neue, kleinere (gesamtpersisch die fünfte) Satrapie „Transeuphrat“ mit dem Verwaltungsbezirk in Tripolis oder Damaskus. Sie umfasste im Wesentlichen das heutige Syrien, Jordanien und Palästina. Im Grunde aber war der Streit zwischen Samaria und Jerusalem ein Machtkampf innerhalb der fünften persischen Satrapie. Welcher Stadt stand die Führungsrolle im mittleren Süden zu? Im 5. Jh. hat dann offensichtlich der ständige Druck der Judäer, die sich nach der Rückkehr der rechtgläubigen Exulanten aus Babylonien als eigenständige Konfessionsgemeinschaft etabliert hatten, seine Wirkung gezeitigt. Die Reichsregierung beschloss, Juda zu einer eigenständigen Provinz zu machen. Ihr Verwaltungssitz war das mittlerweile – durch die Tempelrestauration – zu Ehren gekommene Jerusalem. Exkurs: Der Aufstieg Jerusalems zur heiligen Stadt. ... II.3.2 Die Akteure des Dramas II.3.2.1 Nehemia Nehemia ist so wenig wie Esra durch arhcäologische oder außerbiblische Quellen nachzuweisen Das Buch Nehemia beginnt mit der großen Aussendungsszene am kaiserlichen Hof in Susa (Neh, 1,1-2,10) einem der achämenidischen Regierungssitze. Nehemia fungiert als Mundschenk des Artaxerxes, eine Vertrauensstellung, aus der heraus er es wagt, den Monarchenum Hilfe für das darniederliegende Jerusalem zu bitten. Es ist ein beliebtes Mittel der alttestamentlichen Überlieferung, in der Geschichtsdeutung der Protagonisten des schwachen eigenen Volkes in das Zentrum der politischen Macht zu verpflanzen und von dort aus mit Hilfe JHWHs die Geschicke zum Guten wenden zu lassen. Die Überlieferer sind überwiegend bemüht, Persiens oberste Regierungsinstanzen als dem jüdischen Glauben gegenüber neutral bis wohlgesonnen zu porträtieren. Nehemias Anliegen, die Stadt Jerusalems wieder aufzubauen, zur Sprache bringen (Neh 2,1-8). Kraft der in V. 4B angedeuteten Einschaltung JHWHs ist der Weltherrscher sofort bereit, ohne auch nur einen einzigen Gedanken auf die politischen Konsequenzen des Unterfangens zu verschwenden, auf die Wünsche Nehemias einzugehen Am Schluss der Aussendungslegende treten bereits die Gegenspieler Nehemias auf. Sie sind namentlich erwähnt: Sanballat und Tobia (Neh 2,10), zu ihnen gesellt sich dann noch „Geschem, der Araber“ (2,19; 6,1; vgl. 4,1). Der erste kommt nun in den Elephantine-Papyri als „Statthalter von Samaria“ vor und ist deshalb eine „historisch verifizierte „ Gestalt. Die Nehemiaüberlieferung hat insbesondere auf den authentischen Namen von mindestens drei Provinzgoverneuren, Sanballat, zurückgegriffen, um Nehemias Aktivitäten mir der Wirklichkeit zu verbinden. Die Eigenständigkeit Judas als Provinz der Satrapie Transeuphrat ist dann für die späteren Jahrzehnte des 4. Jh. v. Chr. direkt nachweisbar durch Stempelsiegel und Silbermünzen. Sie Tragen die Aufschrift „Jehud“ = Juda und mehrere Namentlich Abbildungen S. 80) Nehemia Stadthalter von Juda war 12 Jahre (Neh 5,14.18; 12,26) Schwerpunkt dieser Azssagen ist die Bahauptung, er habe auf seine Einkünfte aus diesem Staatsamt wegen der Not des Volkes verzichtet. Damit scheint sich ein Lobelement in den Bericht einzuschleichen, das Vorsicht geraten sein lässt. Nehemia-Überlieferung transportiert mehr historische Daten (Namen!) als die Esra Geschichte. Der Ich-Stil und die zwischengeschalteten Gebetsrufe (Neh 1,4-11; 5,19; 6,14; 13,31) sollen anscheinend für die Echtheit des Dokuments bürgen. Die Schwerpunkte der Nehemia-Erzählung sind – anders als bei Esra – Wiederaufbau Jerusalems, besonders der Stadtbefestigung (Neh 2,11-4,17; 6,1-19; 12,27-43) und Verbesserung der sozialen Lage in der Gemeinde (Neh 5,1-19), sowie die Einhaltung der Tora (13,1-31). Nehemia dient als Vorbild eines politischen Volksführers. Er geht mutig den Weg zur Selbstbestimmung, soweit er in einem Viel-Völker-Imperium möglich ist, und er ist in der Spitzenstellung, die er bekleidet, die Personifikation des Gerechten, der seine notleidenden Brüder nicht hängen lässt. II.3.2.2 Esra Esra soll im 7. Jahr eines Königs Artaxerxes von Babylon (!) aus in viermonatiger Reise nach Jerusalem gezogen sein (Esr 7,7-9), ausgestattet mit einem Schutzbrief, der ihm dreies Geleit und fürstliche Verpflegung sicherte (17,11-26) Sein Auftrag: Er soll die babylonische Wiedergutmachung an Judäa nach Jerusalemm bringen (7,15f; vgl. 1,4), die Einhaltung der Tora JHWHs in der Provinz überprüfen und generell diese Gottesordnung bekanntmachen und durchsetzen (7,17-20). Sprache und Anschauung in diesem aramäisch abgefassten Geleitbrief sind nicht persischer, sondern jüdischer Herkunft. Esra spricht von Babylon auf, weil dort die sühneleistende alte Siegermacht, jetzt zur „Provinz“ zurückgestuft, gesemütigt sitzt. Die hochtrabende, bis zum Uhrahnen Aaron zurückreichende Genealogie (7,1-5), die ebenso vollmundige Titulatur, welche ihn als „Priester“, „Schriftgelehrten“, „Kundigen in den Worten der Gebote Jahwes und seiner Satzung über Israel“, Schriftgelehrten im Gesetz des Himmels und so fort“ (7,11f) ausweist, wirken gekünselt und entsprechen höchstens in kleinen Fragmenten persisch-königlichen Redeweise Esra vereinigt zwei Ämter Wortvermittlung (Mose) und der Kultverwaltung (Aaron) Selbst Geburtsort oder Tod und Beisetzung bleiben unerwähnt. Es gebe zwar drei persische Kaiser dieses Namens (Artaxerxes), aber eigentlich komme nur der erste Artyaxerxes Longimanus (465-425 BC) oder der zweite, Artaxerxes Mnemon (404-359 BC) in Frage. Das Jahr des Esrabuches wäre dann entweder 458 oder 359 gewesen. Historisch gesehen geht es in der biblischen Esra-Überlieferung als o um die Konsolidierung und z.T. Neuformatierung der in der Entstehung begriffenen jüdischen, d.h. Konfessionnellen Gemeinde. Die biblischen Traditionen würdigen durchweg die Hilfestellung beim Wiederaufbau des Tempels, der Errichtung und Finazierung des Kultbetriebes, und der vielleicht entscheidenden Zulassung bzw. Verkündigung des partikular jüdischen Gesetzes. Die Opposition gegen das große Werk, die Ingeltungsetzung der Tora JHWHs, erfolgt in der Esraüberlieferung fast nur von innen her. Damit sind tiefgreifende Probleme der jüdischen Gemeinschaft angedeutet. Wenn sich eine Glaubensgemeinschaft auf die Mitteilung und Interpretation mehrliniger heiliger Traditionen beruft, welche vorrangig die Gruppenidentität begründen sollen, sind Auslegungsgegensätze und traditionell überkommene Interessenkollisionen unter den GlaubensgenossenInnen unvermeidbar --> So erfahren wir in der auch nach Esra benannten Schrift viel über die den Gemeinden etwa Anfang des 4. Jh. BC vorschwebenden Leitbilder, aber so gut wie nichts über die möglicherweise hinter diesen Vorstellungen stehenden historischen Figuren. Esra ist eine verklärte literarische Figur. II.3.2.3 Scheschbazzar, Serubabel Zwei weitere jüdische Handlungsträger sind Serubbabel und Scheschbazar, die in Esr 1-6 eine gewisse Rolle spielen Scheschbazar trägt einen babylonischen Namen, der vielleicht aus Schamasch-ab-ussur (Schamasch, beschütze den Vater“) verballhornt worden ist. Er soll von Kyros zahlreiche, einst aus Jerusalem verschleppte, wertvolle Tempelgeräte zurückerhalten haben (Esr 1,8-11) und mit der ersten Heimkehrwelle ins Heinatland zurückgewandert sein. An späterer Stelle heißt es, er sei persischer Statthalter, offenbar in Jerusalem, gewesen und habe den Grundstein zum Tempelbau gelegt (Esr 5,14.16) Wir hätten also in dem besagten Scheschbazzar eine authentische Leitungsgestalt der judäischen Gemeinde vor uns, von dessen Aktivitäten wir aber kaum etwas wissen können. Serubbabel Träger eines babylonischen Namens4 (zer-babili = Spross Babylons) und angeblich davidischer Abstammung (1 Chr 3,19) taucht vor allem in den Esra- und Nehemiaüberlieferungen auf, zusätzlich noch bei Haggai und Sacharja. Er ist in der Liste der Heimkehrer vermerkt (Esr 2,2; Neh 7,7) agiert oft zusammen mit dem Priester Jeschua (Esr 3,2; 4,2.3; 5,2; Hag 2,2 und Sach 3) Vor allem ist er auch mit dem Tempelbau verbunden (Esr 2,2; 5,2; Hag 2,2-5; Sach 4,8-10) Die Bewertung der historischen Gestalten Scheschbazzar, Serubbabel, Haggai, sacharja, auch des Priesters Joschua oder Jeschua ist – so lange außerbiblische und persische Dokumente fehlen – äußerst schwierig. II. 3.2.4 Die Ältesten ... II.3.3 Sozial und Gemeindestrukturen Rückblick: In der vorexilischen Zeit verzahnten sich in Israel familiale, siedlungsbezogene, regionale und staatliche Organisationsformen und standen sich z.T. Auch spannungsvoll gegenüber. Mit der babylonischen Eroberung waren der bodenständige Staat und sein Königtum zugrunde gegangen. Als übergeordnete Großgesellschaft fungierten nun das babylonische, dann das persische Imperium mit seinen Untergliederungen, die jeweils eigene Entscheidungsspielräume hatten Wie könne davon ausgehen, dass die vorderorientalischen familialen Verhältnisse (patrilineare, patrilokale, patriarchische Verwandschaftsgruppen) auch für die Provinz Juda galten. Im Famliengefüge der Region lassen sich kaum ethnische Unterschiede feststellen Familie In den Bauernwirtschaften, z.T. Sich auch bei Handwerkern, arbeiteten alle Angehörigen nach Maßgabe ihrer Kräfte und Fähigkeiten an der gemeinsamen Überlebensaufgabe mittelmeerDie enge Verflechtung, das Aufeinander-Angewiesen sein, machte die engsten Verwandschaftsgruppe zu dem wichtigsten Sozialgebilde überhaupt. Die Familie prägte das Leben, Denken und Fühlen der antiken, vorderorientalischen Menschen über unsere Vorstellungskraft hinaus: Der oder die Einzelne verstand sich eher von der Gruppe her als umgekehrt Imnnerhalb der Familie galten Rangordnungen des Alters, Geschlechts und des sozialen Status: Unverheiratete oder geschiedene Frauen (Töchter; Schwestern), die im Hause lebten, galten weniger als die „ordentlichen“ Mitglieder; Fremde und Sklaven standen unterhalb der Verwandschaftsgruppe. Die Siedlungen Judas, mit einer Bewohnerzahl zwischen 100 und 500 Personen, waren auf zwischenfamiliale Zusammenarbeit angelegt. Älteste und Familienoberhaupte sind auch unter den neuen Umständen der imperialen Herrschaften eine bewährte Institution Wir treffen auf einen breiten biblischen Befund, der die Dorf- und Stadtverwaltung durch Vetreter der Familienbände bezeugt. Die einzelnen Ortschaften und Dörfer unterlagen der zentralen Zivilverwaltung in JerusalemsIdeel und soziologisch war das entstehende Judentum eine Einheit, trotz manigfacher Parteiung und Glaubensrichtungen. Und diese ideele, um die Tora und den neugeweihnten Tempel gescharte Gemeinde war auch als Glaubensgemeinschaft organisiert. Sichtbarster Ausdruck der Institution war der Tempel, den die Judäer durch eine Tempelsteuer unterhielten. II.3.4 Wirtschaft; Lokalpolitik Die Bewölkerung in Juda bestand zu 80-90 % aus bäuerlichen Familien die Getreide, Wein und Öl anbauten (vgl. Dtn 12,17; 14,23; 18,4) In der Hauptstadt Jerusalem lebten etwas 10 % der Menschen; die Mehrheit war nicht landwirtschaftlich tätig Unterschiedliche Handwerksberufe waren bekannt, folgende Werkstoffe wurden verarbeitet: Metall, Holz, Stein, Textilien, Töpferton Juda war weder landwirtschaftlich noch handwerklich und kommerziell ein besonders günstiges Gebiet. Die Bewohner fristeten nach den dürftigen Quellen ein bescheidenes Lebensführung. Auch wird in der Bibel die Steuerlast beklagt, die natürlich in einem unfruchtbaren Gebiet die Existenzgrundlage nehmen konnte (vgl. Neh 5) Die Wirtschaftliche Lage in der Provinz war anfällig für Naturkatastrophen und politischen Erschütterungen. Sie konnte als keine Überschüsse produzieren. Die Provinz Juda spielt im persischen Imperium keine sonderlich große Rolle. Die Subsistenzwirtschaft war bestimmend. II.3.5 Technik und Kultur Die Funde zeigen, das man fast überall mit Stein und Metall, Ton, Wolle und Flachs arbeiten konnte. II.3.6 Volksreligion und Tempel Wie auch schon in vorexilischer Zeit, so straft die erkennbare Wirklichkeit due orthodoxen Ansprüche der hebräischen Bibel Lügen. Es gab auch in der neu formierten Glaubensgemeinschaft keine homogene JHWH-Religion. Und das ist bei der Vielschichtigkeit der religiösen Strömungen, der überkommenen Traditionen und sozialen wie regionalen Gruppierungen auch nicht anders zu erwarten. II.4 Diaspora in Babylonien und Ägypten II.4.1 Die Verbannten in Babylonien Die Bedeutung der babylonischen Diaspora im 5. u. 4. Jh. BC für die gesamte JHWH-Konfessionsgemeinschaft die anteilige Zahl der Depertierten bei weitem überstieg. In den Büchern Esr und Neh geht die ganze Dynamik des Wiederaufbaus aus den Rtückkehrern hervor. Sie sein das eigentlich JHWHtreue Volk gewesen, während die Zurückgebliebenen sich allerlei Abweichungen von den Glaubensnormen und -praktiken hätten zuschulden kommen lassen (Ez 11,15-21; 33,23-29; Jer 41,1-10; Jes 40,27-31; 59,1-15; Esr 4,1-5; 6,21) II.4.2 Die Militäekolonie von Elephantine ... II.4.2.1 Flucht nach Ägypten? Papyrusdokumenten seit 1893 und spätere Ausgrabungen ermittelten eine jüdische Diasporagemeinde innerhalb einer alten Festungsstadt aud der Nilinsel Elephantine

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