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Christen und Juden im Disput. Mittelalterliche Religionsgespräche im „spatial turn”

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Historische Zeitschrift, (2008)doi=10.1524/hzhz.2008.0015.

Abstract

Wo und wann im Mittelalter Religionsgespräche stattgefunden haben, welche Ziele und welche Ergebnisse sie hatten, läßt Rückschlüsse auf das Zusammenleben religiöser Mehrheiten mit Minderheiten der eigenen Gemeinschaft oder anderer Bekenntnisse beziehungsweise Kulte zu. In der Mediävistik fehlen noch tiefere Einsichten über die Entstehungsbedingungen, die Frequenz und die Typologie solcher Disputationen, ohne die jedoch schwerlich die plurireligiöse Verfassung Europas im Mittelalter zu verstehen ist. Mit der Frage nach dem Raum eröffnet sich ein vielversprechender Weg, die Symbiose, den Dialog und die Konflikte von Angehörigen verschiedener religiöser Gruppierungen zu erfassen. Am Beispiel zweier christlich-jüdischen Religionsgespräche in London und Westminster unter König Wilhelm II. Rufus (1087–1100) können drei Instrumente des „spatial turn” fruchtbar gemacht werden: Die Idee der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, die mit der Vorstellung einer allgemeinen Entwicklungstendenz bricht, die Vorstellung von der sozialen Konstruktion imaginärer Räume (für das gelehrte Gespräch) und die Netzwerkanalyse, mit der sich sowohl die heterarchische Verbreitung von Gedanken und Texten als auch deren Wandel beim Eintritt in andere Räume beobachten läßt.

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