Abstract
Lehmanns: Schickt sich die Weltgesellschaft an, ein vergrößerter Insektenhaufen zu werden? Futurologen und Wissenschaftler sagen die Entstehung eines globalen Gehirns voraus, welches durch Computernetzwerke und intelligente Agenten zusammengehalten wird. So spannend diese Vorstellungen auch sein mögen -- der Soziobiologe Howard Bloom warnt dennoch vor unangebrachter Euphorie; denn Vernetzung ist kein Produkt des ausgehenden 20. Jahrhunderts, sondern ein Milliarden Jahre altes Erbe der Natur. Anhand zahlreicher Fallstudien läßt Bloom die biologische Programmierung sozialen Verhaltens von bakteriellen Netzwerken bis zum World Wide Web Revue passieren und analysiert den Bauplan und die Funktionsweise der sozialen Seele. Seine Geschichte der Kommunikationsnetze und der sozialen Intelligenz wirft einen neuen Blick auf die Entwicklung von Massenphänomenen, die im Zeitalter der Digitalisierung und Globalisierung unser Leben mehr denn je prägen.
Telepolis: Viele Anhänger der Vision eines globalen Gehirns gehen davon aus, daß eine kollektive Intelligenz erst aus der engen Verknüpfung der Menschen durch die Medien und Computernetze hervorgeht. Der Paläopsychologe Howard Bloom zeigt aber, daß viele Tiere und die Menschen schon immer in einem "Superorganismus" leben, dessen Strukturen sich in ihrer Physiologie mit teilweise erschreckenden Folgen eingeprägt haben. Aus dieser biologischen Perspektive ergibt sich auch eine neue Bewertung der bislang verfemten Evolutionstheorie der "Gruppenselektion", die das beherrschende Dogma der meisten Evolutionstheoretiker verletzt. Müssen wir in den Gesellschaftswissenschaften und in der Evolutionstheorie radikal umdenken?
Users
Please
log in to take part in the discussion (add own reviews or comments).