Abstract
Das durch die Vita Antonii und eine beträchtliche Anzahl altkirchlicher Zeugnisse überlieferte Bild Antonius' des Großen zeigt ihn als Dämonenkämpfer und Exorzisten, der – wie auch die überwiegende Mehrheit paganer und christlicher Autoren seiner Zeit – von der Fähigkeit der Dämonen, nach Belieben erscheinen zu können, überzeugt sein mußte. Dieser Zug, dem eine historische Plausibilität nicht abgesprochen werden kann, steht im krassen Gegensatz zu der ebenfalls dem Antonius zugeschrieben Epistula 6,55, wo die Erscheinungsfähigkeit von Dämonen in einem polemisch aufgeladenen Kontext in Abrede gestellt wird. Während die Polemik gegen die Möglichkeit der Sichtbarkeit Gottes wie der Dämonen in Epistula 6,50-56 auf einen historischen Zusammenhang mit dem ersten origenistischen Streit in Ägypten schließen läßt, wird durch die Diskrepanz zwischen Epistula 6,55 und dem Rest der Antoniustradition der weitgehend etablierte Konsens hinsichtlich der Echtheit der sog. Antoniusbriefe problematisiert.
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