Abstract: Transformative Bildung ist zu einem neuen Schlüsselbegriff in der Szene des Globalen Lernens und in der BNE avanciert. Doch steckt hinter dem Begriff mehr als „alter Wein in neuen Schläuchen“? Wo liegt der Unterschied zu bisherigen Konzepten? Und wie wird die Mündigkeit der Lernenden gewährleistet, wenn sie zu einer allumfassenden Transformation erzogen werden sollen? In dem Artikel wird sich der Idee der transformativen Bildung angenähert und dafür die Perspektive des transformativen Lernens eingeführt. Sie kann die transformative Bildung theoretisch untersetzen und damit die neuen Perspektiven der Transformationsagenda in die BNE-Diskussion tragen.
Zunächst wird der Begriff der Transformation geklärt, um die Differenz
zwischen ‚kontextgebundenem Lernen‘ und ‚Lernen im strukturellen Wandel‘
zu verdeutlichen. Hieran anschließend wird das Konzept der Übergangszeit
entwickelt und der Kontinuitätsbegriff über lineare Fortschreibung hinaus als
"gebrochene Kontinuität" im Sinne von
sequenziell rhythmisiertem ‚Abschluss und Anschluss‘ erweitert. Die Kategorie
der Anschlussfähigkeit erhält hierbei im Sinne von Synchronisation eine wichtig
e theoriestrategische Bedeutung. Sie erklärt, dass ein temporaler Übergang erst durch ‚transformatives Lernen‘ der beteiligten Akteure möglich wird und nicht
deterministisch aus einer abstrakten Strukturlogik heraus erfolgt. ‚Anschlu
ssfähigkeit‘ stellt somit eine temporale Kompetenz dar, die im Verlauf lebe
nslangen Lernens erworben wird. Im ‚relationalen Feld‘ differenter Zeitmodi werden schließlich temporale Figurationen identifizierbar, in denen Ge
genwart nicht mehr ihre klassische dominante Rolle besitzt. Die Bezüge
zwischen Vergangenheit und Zukunft, aber auch zwischen Zukunft und Vergangenheit, werden als gleichermaßen wichtige
Relationen erkennbar, wobei Gegenwart eine vermittelnde Scharnierstelle ein-
nimmt. Diese Sicht führt zur Erweiterung unterschiedlicher Figurationen im
‚temporalen Feld eines relationalen Zeitgefüges‘, in denen nicht nur ‚empiristisch‘ allein von einer ‚allgegen
wärtigen Gegenwart‘, sondern auch eschatologisch ‚von der Zukunft her‘ gedacht werden kann. Auf der Grundlage der relational verknüpf
ten Zeitmodi wird das Konzept der Übergangszeit schrittweise zu einer ‚T
emporaltheorie lebenslangen Lernens‘ ausdifferenziert: – als permanente situative Ereignisverknüpfung – als strukturimmanente Statuspassage – als zielgene
rierender Prozess offener Transition und schließlich – als ein epochaler Str
ukturbruch im Verlauf einer sozialevolutionären Entfaltung
immer neuer konstitutiver ‚Bedingungen der Möglichkeit‘.