Immer dann, wenn die Ratio besonders stolz auf sich war, lief vieles schief. Als Folge der Aufklärung zum Beispiel wurden die Klöster zerstört, die Bibliotheken vernichtet - immer im Namen der Vernunft, weil das ja alles „mittelalterlicher, dummer Tand“ war. Mit großen Werken der abendländischen Kultur- und Kunstgeschichte wurden Schlaglöcher gestopft
Beleuchtet wird ebenfalls, wie die Kontrolle in den Bibliotheken funktioniert. Dort sind eigens sogenannte Giftschränke, die „Abteilung für spezielle Forschungsliteratur“, kurz „ASF“, eingerichtet. Der Zugang wird streng überwacht. Der spätere Schriftsteller Siegmar Faust verdingt sich in der Leipziger Deutschen Bücherei gar als Nachtwächter, um heimlich seinen Lesehunger auf Verbotenes stillen zu können.
Vor Prügeln sollten Kinder nach rechtskonservativer religiöser Pädagogik nicht geschützt werden, ganz im Gegenteil, wohl aber vor aller Art von verderblicher Literatur. Neben Harry Potter ist es vor allem Jerome D. Salingers 1951 erschienener Adoleszenzroman „Der Fänger im Roggen“, der verteufelt und aus Bibliotheken verbannt wurde. In einer Szene des Romans unterhält sich sein Held, der 16-jährige Holden Caulfield, mit seinem Lehrer über den Geschichtstest. „Würdest du gerne noch einmal hören, was du geschrieben hast“, fragt ihn der Lehrer. „Nein, Sir, eigentlich nicht“, antwortet Holden. „Er las es trotzdem“, heißt es im Roman weiter. „Man kann Lehrer nicht aufhalten, wenn sie etwas tun wollen. Sie tun es einfach.“
Wikileaks entwickelt eine unzensierbare Wikipedia-Version für die massenhafte und nicht auf den Absender zurückzuführende Veröffentlichung und Analyse von geheimen Dokumenten ('Leaks', 'Leakings', leaking = etwas ohne Autorisierung oder amtlicher Genehmigung aufdecken, trotz Bemühungen um Geheimhaltung). Unser primäres Interesse liegt auf den durch Unterdrückung geprägten Regimen wie China, Russland, dem zentralen Eurasien, dem Nahen Osten und dem Afrika südlich der Sahara. Aber wir sind auch Ansprechpartner für diejenigen, die unethisches Verhalten in ihren eigenen Regierungen und Unternehmen enthüllen wollen.
Den "Fänger im Roggen" setzte man bei vielen amerikanischen Bibliotheken und öffentlichen Einrichtungen gleich nach seinem Erscheinen 1951 auf den Index: Den 255mal geäußerten Fluch "Goddam" wollte man ebenso wenig tolerieren wie das 44mal erwähnte "Fuck". Dabei hatten die Moralapostel offenbar völlig übersehen, dass sich Holden Caulfield gerade über all die idiotischen Schmierfinken aufregte, die "Fuck" in New York an jede zweite Ecke geschmiert hatten.
Sie sind nicht einfach zu finden, die unabhängigen Bibliotheken in Cuba. Kein Stadtführer erwähnt sie, kein Schild weist auf sie hin. Denn eigentlich sind sie illegal oder besser gesagt: nicht erlaubt. Und sie erhalten auch keine Genehmigung vom Staat, dem einzigen Lizenzgeber im Land, "weil sie die bibliothekarischen Normen verletzen" - wie die Behörden verlauten lassen, wenn sie mal wieder eine verbieten.
Fotos von stillenden Müttern können in den USA zu großer Aufregung führen - Zum Beispiel, wenn Plattformen wie Facebook sie entfernen, weil sie als "obszön" eingestuft werden
Von Martina Fürstenberger Stuttgart - „Stirb nackt Darling“, „Wenn süß das Laster lockt“ und „Die Kunst der zärtlichen Massage“ stehen nebeneinander in einem der Bücherregale der Württembergischen Landesbibliothek. Eine wissenschaftliche Bibliothek mit Schwerpunkt auf den Geisteswissenschaften ist die Einrichtung an der Konrad-Adenauer-Straße. Wer in den Regalreihen der Magazine zu stöbern beginnt, dürfte sich deshalb wundern. „Die Flusspiraten des Mississippi“ von Friedrich Gerstäcker steht da neben „Der letzte Mohikaner“ von J.F. Cooper und „Lustige Geschichten“ von Josephine Siebe. „Das sind alles Pflichtexemplare“, erklärt Pressesprecher Jörg Ennen. Von jedem Buch, das irgendwo in Württemberg verlegt wird, muss ein Exemplar an die Landesbibliothek abgegeben werden. Mehr als 30 000 sind das jedes Jahr. Egal, ob sie jemals ausgeliehen werden: Archiviert werden müssen sie. Und so reihen sich Regalmeter um Regalmeter in den Untergeschossen der Bibliothek aneinander. Unter der Signatu
Die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin wollte in ihrer Zeit als Gemeinderätin von Wasilla gezielt ein Homo-Buch aus der öffentlichen Bücherei entfernen lassen.
Nach ihrer Wahl versuchte Palin den Bibliothekar der Stadt zu feuern, weil er sich weigerte, bestimmte Bücher aus der Bücherei zu verbannen. Widerstand von Einwohnern zwang sie, von ihrem Ansinnen Abstand zu nehmen.